Norte, Portugal. Wer von Spanien aus an Ourense vorbei über die 540 nach Portugal fährt, kann in Lobios einen kleinen Schlenker machen und am Portela do Homem einen alten, verlassenen Grenzposten passieren. Deprimierend grau und kantig hält er hier sinnlos weiter die Stellung und markiert den Beginn des Nationalpark Peneda-Gerês, der sich gute 700 Quadratkilometer nach Portugal hin in einem Halbkreis ausbreitet.
Einen Trip durch den Park kann man damit beginnen, hier am Portela unter den Kastanien zu parken und der Straße hinunter etwa einen Kilometer zu folgen. In diesem Abschnitt des Parks ist das Anhalten verboten, es gibt keinerlei Parkmöglichkeiten die kommenden drei Kilometer entlang, außer eben hier an der spanischen Grenze.
Der Weg die Straße hinab, ist gesäumt von hohen Bäumen. Zur Rechten hin surrt es zwischen den Büschen und Gräsern im kleinen hellen Tal – ein Imker zieht in voller Montur hinab und schreitet in dicken Stiefeln mitten durch die sirrenden Bienenschwärme. Kurz hinter einer Biegung führt eine Brücke über den Rio Homem und bietet direkte Sicht auf den Wasserfall, der sich zur Linken die dunklen, dicken Steine hinab in ein türkises Becken stürzt.
Kurz hinter einer Biegung führt eine Brücke über den Rio Homem und bietet direkte Sicht auf den Wasserfall.
Am Ufer führt ein schmaler Weg am Wasser entlang. Immer wieder sieht man den Fluss aufblitzen und hört das Rauschen und Gurgeln. Nach etwa zwanzig Minuten bekommt man dann an heißen Tagen ein kleines Geschenk: Zugang zum Flusslauf, denn hier ist es weniger steil. Wie eine Spa-Außen-Landschaft gibt es einen tieferen Pool, in dem klares Wasser sprudelt, verschiedene “Kneipp-Becken” und flache, große Steine, die von der Sonne ganz warm sind und auf denen man sich ausstrecken kann.
Die N308 führt in Serpentinen durch den Park, mal hinauf, dann wieder hinab und der nächste mögliche Stopp ist am Portela de Leonte. Hier steht ein weißes, altes Haus und es lohnt sich sowohl rechts als auch links davon ein paar Schritte zu gehen.
Hinter einem Info-Schild geht es eine kleine Wiese hinab, zwischen engen Büschen hindurch auf eine große Lichtung. Die maigrüne Wiese ist ganz feucht, Pfützen schillern zwischen den nassen Gräsern und der Baum, der in der Mitte der Lichtung steht, lässt seine Blätter fallen, die einen orangenen Kreis um seinen Stamm bilden. Ein Location-Scout für einen Fantasyfilm hätte wohl seine Freude.
Die Straße führt durch hohe dichte Wälder hinab nach Vidoeiro, wo es sich auf dem großen Parkplatz zwar gut schlafen lässt, aber ansonsten eher uncharmant ist: verlassene Hotels mit „Se Vende“-Schildern in den dunklen Fenstern, deren Fassaden längst abgebröckelt sind. Doch einen Kilometer weiter hinab beginnt das Örtchen Gerês. Kleine Häuser schmiegen sich zwischen den terrassenförmigen Gemüsegärten an die Hügel oberhalb des Rio Gerês. An seinen flachen Ufern liegen Tretboote zwischen kleinen sandigen Buchten, die Sonne lässt das Wasser glitzern und die Wiesen leuchten.
Kleine Häuser schmiegen sich zwischen den terrassenförmigen Gemüsegärten an die Hügel oberhalb des Rio Gerês
Kurz hinter Gerês schraubt sich die schmale Straße dann stetig hinauf bis man auf die größere E805 trifft und damit die grüne, leuchtende Höhle des Parque Nacional da Peneda-Gerês verlässt. Bei Braga erreicht man die Autobahn und somit liegt Porto schon fast in sichtweite.
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