Erdeven, Frankreich. Durch Zufall stolpern wir eines Abends im August über diesen ungewöhnlichen Campingplatz in der Bretagne auf unserem Weg gen Westen, nach Crozon. Eigentlich wollten wir auf Quiberon übernachten, doch den Schlafplatz vom Vorjahr gibt es leider nicht mehr. In der Dämmerung machen wir uns auf Richtung Lorient, folgen der D781 und unser Navi zeigt einen Stellplatz nur zwei Kilometer entfernt direkt am Meer an. Der Platz ist nicht groß, mit Wiese und Bäumen, alte T3s stehen im Halbdunkel neben glänzenden weißen Raumschiffen, die ihre Satellitenschüsseln in die richtige Position fahren und zum Strand ist es anscheinend nicht weit. Man muss nur dem Weg folgen, der… über einen Campingplatz führt… Der Campingplatz war erst gar nicht als solcher zu erkennen, kleines Schild, eine Schranke, mini Holzhäuschen, dahinter hügelige Wiesen und Dünen bis zum Meer.
Mit jedem Schritt horchen wir nach dumpfen Bässen, halten Ausschau nach Lichtern in der Dunkelheit
Wir laufen und laufen, kein Ende in Sicht – hier und da Zelte, Busse, Wohnwagen, kreuz und quer, einzeln in den Dünen, auf den weiten Wiesen in großen Lagern zusammen, in der Ferne versteckt zwischen Bäumen und Büschen. Kinder düsen auf ihren Fahrrädern in der Abenddämmerung an uns vorbei, ein Mann mit Handtuch und Shampoo radelt den Weg entlang.
Mit jedem Schritt horchen wir nach dumpfen Bässen, halten Ausschau nach Lichtern in der Dunkelheit – dieser Campingplatz könnte auch ein sehr entspanntes Festivalgelände sein! Es gibt keine Platzmarkierungen, Nummern, oder klar gekennzeichnete Wege. Der Strand ist breit und flach, rosa Wölkchen erinnern an die untergegangene Sonne – wir sind begeistert!
Und umso enttäuschter, als uns die netten Jungs in der Rezeption mitteilen, das der Platz „Complet“ sei. Aber es ist doch gar nicht voll, wundern wir uns. Das stimme zwar, aber es gäbe nur so wenig Sanitäranlagen, dass sie nicht mehr Leute drauf lassen dürften. Wir sollen am nächsten Vormittag wieder kommen – sobald Leute abreisen, dürften wir drauf. Wer das aber sei und wann die Leute fahren, wüssten sie nicht. Da gäbe es keine Vorgaben, jeder bleibt, solange er möchte, zahlt, wenn er fährt (3,30 Euro p.P + 1,50 Euro für den Platz) und abreisen dürfte man jeder Zeit, morgens, mittags, abends.
Der Strand ist breit und flach, rosa Wölkchen erinnern an die untergegangene Sonne
Am nächsten Mittag haben wir tatsächlich Glück, doch schon kurz nach uns hängen die Jungs erstmal wieder das „Complet“-Schild an die Schranke. Wir tuckern über das Gelände – wo sollen wir uns hinstellen? Nah ans Meer? Ganz in die Dünen? Hinten zwischen die Bäume? Dicht zum Sani? Wo sonst zu dieser Hochsaison Zelt an Zelt und Wohnmobil an Wohnmobil steht, es abends laut ist und der Strand einen klaustrophobisch werden lässt, stellen wir uns hier auf dem „Camp Municipal Kerhillio Plage“ einfach mitten auf eine große grüne Wiese, warten auf unsere Freunde, bauen uns ein Lager und bleiben gleich eine ganze Woche.
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