Galicia, Spanien. Dort, wo Spanien und Portugal durch den Río Minho voneinander getrennt werden, liegt der „Monte Santa Trega“, der sich hinter A Guarda am südwestlichsten Zipfel Spaniens 350 Meter erhebt. Das Besondere ist sein Gipfel, auf dem zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Überbleibsel von Siedlungen aus dem 1. und 2. Jh. vor Christus gefunden wurden. In jahrelanger Arbeit legten Forscher die Ruinen frei und bauten die Dörfer von damals nach.
Es dämmert bereits und dicke Wolken verhüllen „Santa Trega“. Unten, an der ersten Kurve der Serpentine, steht ein kleines Holzhäuschen und tatsächlich sitzt dort in einem Regenmantel ein junger Spanier, der einen Euro pro Person als „Wegzoll“ haben möchte. Wir schrauben uns die schmale Straße den Berg hinauf durch den dichten Nebel und befürchten jeden Moment die steilen Klippen neben der Straße hinab ins Meer zu stürzen, dass wir fern rauschen hören. Doch dann tauchen alte Ruinen, Kirchen und die besonderen runden Steinhäusern zwischen den Nebelschwaden auf und wir haben den Gipfle erreicht.
Eine Dorfruine aus dem 2. Jh. v. Chr. wurde auf dem Berg Santa Tegla gefunden.
Vor uns liegt ein leerer Parkplatz und zu unserer Überraschung gibt es auch zwei Restaurants, ein Museum und kleine Souvenirläden, die in die alten Steinmauern integriert wurden. Kein Mensch ist zu sehen oder zu hören.
In der Nacht leuchtet die wabernde Nebelwand von den eisernen Laternen beschienen gelblich, wie an einem Filmset für den neuesten Sherlock Holmes Streifen. Der Berg ist völlig verlassen und doch sind dort auf einmal Stimmen im Nebel, die näher kommen. Dann sehen wir ein kleines Licht, dann noch eines, bis kurz danach eine Mountainbike-Truppe keuchend aus den gelblichen Nebelschwaden hervor tritt, grüßt und kurz darauf wieder in ihnen verschwindet.
Am nächsten Morgen erzählt uns einer der Ladenbesitzer, dass hier jährlich 300.000 Besucher vor allem mit großen Reisebussen hoch gekarrt werden – deswegen auch der große Parkplatz. Die ersten Busse kommen aber erst gegen 11Uhr und so haben wir genügend Zeit, allein durch die keltischen Ruinen zu wandern – nur begleitet von leiser Panflötenmusik, die aus unauffällig angebrachten Lautsprechern dudelt.
Als die Wolken aufreißen, sehen wir auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses Portugal. Nur ein paar Kilometer entfernt und doch so anders: man sieht breite Sandstrände und Dünen und kann die weißgetünchten Häuser mit den kleinen bunten Kacheln schon erahnen.
Oktober 2013 / Nebensaison
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