Niedersachsen, Deutschland. Es dämmert bereits, als wir uns einreihen in die Armada von high-tech Wohnmobilen. Ihre Lacke schimmern makellos im Licht der Laterne: weiß, cremefarben, anthrazit und golden.
Es ist ganz still, kein Mensch zu sehen, keine Markise herausgefahren, kein Klappstuhl, nichts. Wenn man aber ganz genau hinsieht, leuchtet bei dem ein oder anderen Auto ein bisschen Licht zwischen den Ritzen der Rollos hindurch, die störende Blicke fern und das Leben im Innern privat halten sollen. Und ein Lebenszeichen verbindet doch alle miteinander: die in den Himmel gereckte Satellitenschüssel.
Da sitzen wir nun in unserem neuen alten Wohnmobil und brauchen ein bisschen, um uns auf diese Stellplatz-Realität einzulassen.
Die Testfahrten nach dem Kauf gingen mal ins Grüne, mal auf eine Hochzeit, mal auf ein Festival und hier fiel er zwar auf, der große dunkelrote Exot mit seinen eckigen Formen, doch niemand nahm je das Wort „spießig“ in den Mund.
Ernüchtert stehen wir jetzt hier auf diesem Stellplatz am See in Reih und Glied mit den schicken großen Brüdern und Schwestern unseres Mobils und wissen nicht so recht, was wir davon halten sollen. Natürlich, man ist noch auf dem Weg und hat ein Reiseziel im Kopf. So ist es äußerst praktisch, den blauen Schildern mit dem weißen Wohnmobil zu folgen und zu einem geeigneten Schlafplatz geleitet zu werden. Kein endloses Suchen nach einem ruhigen Ort irgendwo in der Dunkelheit. Dafür aber auch keine einsame Romantik neben Feldern und Wiesen.
Wohin man auch kommt – die anderen Wohnmobile sind schon da. Ob dicht an dicht gedrängt am Meer oder etwas vereinzelt auf einem begrünten Schotterplatz eines kleinen Dörfchens im Landesinnern. Wir müssen weiter, weiter Richtung Westen, vorbei an den uns entgegenkommenden Scharen von Urlaubern und hin zu den einsamen von der Herbstsonne beschienenen Küsten.
1 Kommentar
Schöner Post! Insbesondere die Sache mit den Satellitenschüsseln trifft den Nagel auf den Kopf.