Nordwestjütland, Dänemark. Es ist früh morgens und es ist kalt. Der Bus ist gepackt, die Sonne noch nicht aufgegangen. Es dauert bis das Auto warm ist. Wir fahren in den Norden. Etwa drei Stunden ab der deutsch-dänischen Grenze. Langsam geht die Sonne im Osten auf und taucht die Felder in zartes Rosa und Gold, es wird ein schöner Tag. Für uns ist es ein wenig wie nach Hause fahren. Wir kennen jedes Feld, jeden Kreisverkehr, jede Herde und jedes Dorf auf dem Weg.
Auf den rund 50 Kilometern Küstenlinie Cold Hawaiis finden sich die besten Spots Dänemarks.
Eine alte Klappbrücke über den Limfjord bildet das Tor nach Thy. So heißt die Kommune, die eigentlich schon vor einiger Zeit Cold Hawaii getauft wurde. Auf den rund 50 Kilometern Küstenlinie Cold Hawaiis finden sich die besten Spots Dänemarks in Buchten, vor Steilküsten und über Sandbänken oder Riffen. Mit etwas Glück werden wir die nächsten Tage wieder Wellen finden, die versuchen mit ihren Verwandten am Atlantik zu konkurrieren.
Auf dem Parkplatz hinter den Dünen und der Weite des Meeres machen sich zwei, drei bekannte Gesichter bereit. Die leicht hektischen Bewegungen verraten bereits viel über das Funkeln in ihren Augen, das wir nicht sehen können, aber das beim Blick auf die Nordsee auch uns ergreifen wird. Der gefrorene Sand knirscht unter den Schritten aus denen mehr und mehr ein Laufen wird. Ein paar Meter noch, dann die Erleichterung. Es läuft. Der Swell ist da, der Wind nicht.
Glücklich und ein wenig durchgefroren machen wir uns drei Stunden später auf den Weg von Klitmøller nach Nørre Vorupør. 14 Kilometer voneinander entfernt sind die beiden Orte das Herz Cold Hawaiis und vereinen die meisten Spots. Nur wenige hundert Menschen leben hier und doch prägen gekommene und gebliebene Surfer von Südamerika bis Israel eine internationale Atmosphäre.
In Vorupør verbringen wir den Rest des Tages, gehen noch einmal ins Wasser, doch so gut wie am Morgen wird es nicht. Die Fischer haben ihre Boote auf den Strand gezogen. Die tiefstehende Sonne taucht die Umgebung in ein einmalig goldenes Licht. Das Meer, der Sand, das Dünengras wirken jetzt seltsam surreal, wie ein Foto, das wirklicher als die Realität selbst zu sein scheint. Man möchte dazu neigen in diesem Moment die Welt einfach zu vergessen.
Wir machen uns auf den Weg zu unserem Schlafplatz für heute. In der Nacht ist es absolut still und dunkel, keine Autos, Stadtlärm oder Laternen. Nur wir in unserem kleinen, fahrbaren Zuhause unter dem Nachthimmel des Nordens. Die Sterne strahlen hell, man hört nur das Muhen der Kühe. Abseits der kleinen Orte findet sich jede Menge Weite und Leere. So friedlich, frei und doch heimatlich lässt es sich sonst nirgends schlafen. Und am nächsten Morgen warten bestimmt immer noch ein paar Wellen.