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Geschichte

Barends Reisen

Algarve, Portugal. In Amado, einer langen Bucht an der Westküste der Algarve schaut an diesem Novembertag tiefes Blau auf uns hinab, die Sonne strahlt, der Sand blended und es ist warm.

Wir stehen etwas oberhalb auf dem großen steinigen Parkplatz neben anderen Bussen und blicken zwar auf das Meer und die sich abzeichnenden heranrollenden Sets, doch die Brandung unten am Strand sehen wir nicht. So gibt es regelmäßige Kontrollgänge ein paar Schritte näher zur Klippe, um besser abwägen zu können: Neo ja oder nein?

Obwohl ich nichts verstehe sind wir uns einig, dass wir in diesem Moment ziemlich zufrieden sind.

In erster Reihe mit dem Privileg, nur den Kopf heben zu müssen, um die Wellen zu checken, steht ein kleiner – natürlich knallroter – Feuerwehrwagen. In der offenen Schiebetür liegt ein wohlig dreinblickender Typ und bläst genüsslich kleine Wölckchen vor sich in die Luft. Wir grinsen uns beide an, er sagt irgendwas auf englisch, und obwohl ich nichts verstehe sind wir uns einig, dass wir in diesem Moment ziemlich zufrieden sind.

Einige Tage später treffen wir ihn wieder. Wir sind in Begleitung von Günni, einem hyperaktiven Optimisten, die strahlende Sonja, die mit ihm unter einem Busdach haust und die zwei Kettenraucher Paula und Felix mit ihrem charmanten blau-weissen Hymer und so sitzen wir eines kühlen Abends alle gemeinsam vorm Lagerfeuer.

Barend ist aus Holland, und sein Feuerwehrauto ist nicht einfach nur ein Feuerwehrauto in das jemand ein paar Bretter zum schlafen gebaut hat. Zum einen hat er sich ein Hochdach reingefräst, damit er beim Kochen vernünftig stehen kann. Die Inneneinrichtung ist dank seiner langjährigen Erfahrung als Bootsbauer und -techniker perfekt eingepasst, viel Holz, eingelassene Lampen, der Kleiderschrank kann ausgeschwenkt zum Klo umfunktioniert werden. Die Sitze sind saubequem und natürlich drehbar, auf dem Dach ist viel Solar, im Kühlschrank viel Whiskey und das Highlight des Abends ist seine Einbrecherabwehranlage: Knackt jemand den Bus, geht nicht nur das Lalülala an, nein, der Motor lässt sich nicht mehr anstellen und Barend kann über eine Gegensprechanlage dem Einbrecher per Handy etwas  mitteilen, zum Beispiel, dass das Auto in zehn Sekunden explodieren wird und seine Reaktion dabei mit einer Kamera beobachten.

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Barend fährt aber auch nicht einfach in den Urlaub mit dem Ding. Er fährt durch ganz Europa, und vielleicht irgendwann auch weiter. Als wir ihn trafen war er bereits in Finnland, Norwegen, Litauen, Estland, Deutschland, Frankreich, Spanien, Portugal. Zwischendrin fährt er immer wieder nach Hause wo es ihn aber nie lange hält. Gerade treibt er sich in Osteuropa rum von wo wir auch die letzten Bilder von ihm bekamen.

Und natürlich ist Barend auch nicht der klassische Aussteiger oder Surf-Traveller. Er hat einen ziemlich guten Job, ein nettes Zuhause in Holland und damit die Mittel, sich, wenn er wollte, auch anders die Zeit zu vertreiben. Doch für ihn ist genau das sein Traum: Mit einem kleinen Feuerwehrbus durch die Welt zu fahren, Leute kennenzulernen, abends die Beine hochzulegen und mit einem Whiskey in der Hand genüsslich kleine Ringe in die Luft zu blasen.

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Von Basti

Fotos, Film, Design

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